Igel

Igel

Igel

PFLEGE HILFSBEDÜRFTIGER IGEL

Generell ist es verboten, Tiere besonders geschützter Arten - und dazu zählt der Igel - aus der Natur zu entnehmen. Dies gilt auch für den eigenen Garten. Das Naturschutzgesetz erlaubt jedoch Igel, auf die eine der unten aufgeführten Definitionen zutrifft, aufzuziehen bzw. gesund zu pflegen. Paßt keines der Kriterien auf den Igel, den Sie gefunden haben, so setzen Sie ihn wieder umgehend am Fundort aus. Drohen Ihm dort Gefahren, bringen Sie ihn in ein Grüngelände mit Unterschlüpfen. Durch die rechtzeitige Einrichtung einer Futterstelle in den nahrungsarmen Jahreszeiten erübrigt sich es oft, Jungigel in menschliche Obhut zu nehmen.

Zufütterung im Freien:

Um das Futter vor Vögeln, aber auch vor Regen zu schützen, stellt man es abends in ein mit min. zwei 10x10 cm kleine Einschlüpflöchern versehenes Kistchen. Muss das Futter zusätzlich noch vor Katzen geschützt werden, empfiehlt sich der Bau eines Futterhauses mit verwinkeltem Eingang. Futterreste müssen morgens unbedingt beseitigt und die Schüssel heiß ausgespült werden. Wenn sie unsicher sind, ob der Besucher Ihrer Futterstelle sein Winterschlafgewicht noch schafft, wiegen sie den Igel, markieren ihn mit einem kleinen Tupfer Nagellack auf den Stacheln und setzten sie ihn wieder hinaus. Nach einigen Tagen wiederholen sie das Wiegen und kontrollieren die Gewichtszunahme.

Kriterien für die Hilfsbedürftigkeit:

  1. Verletzte Igel oder solche, die womöglich tagelang ohne Wasser und Futter in Lichtschächte, leeren Schwimmbecken oder Ähnlichem gefangen waren.
  2. Kranke Igel: Man erkennt sie meist daran, dass sie tagsüber herumlaufen, -torkeln oder liegen. Sie sind oft apathisch, kühl, rollen sich kaum ein, sind mager. Hinter dem Kopf sieht man eine Einbuchtung, Schultern und Hüften zeichnen sich deutlich ab. Die Augen sind nicht rund, sondern schlitzförmig und eingefallen. Tagaktivität ist beim Nachttier Igel immer ein Alarmzeichen. Eine Ausnahme bilden allerdings aufgestörte Igel. Wenn etwa bei Gartenarbeiten Igelnester zerstört werden, sucht auch ein gesundes Tier tagsüber einen neuen Unterschlupf.
  3. Jungigel, die Anfang November deutlich weniger als 400 g wiegen und am Fundort nicht zugefüttert werden können.

Erste- Hilfe-Checkliste

  1. Notieren Sie das Funddatum, die Uhrzeit, das Gewicht und die ganz genaue Fundstelle. Beginnen Sie damit den Pflegebericht, in den Sie weiterhin Tierarztbesuche und Gewichtszunahmen eintragen.
  2. Untersuchen Sie den Igel in jedem Fall auf Verletzungen. Inspizieren Sie auch Kopf, Bauchseite und Beine.
  3. Unterkühlte Igel müssen aufgewärmt werden. Eine Unterkühlung ist vorhanden, wenn sich das Tier an der Bauchseite deutlich kühler anfühlt als Ihre Hand. Eine mit gut handwarmen Wasser gefüllte Gummiwärmflasche kein Heizkissen! - umwickelt man mit einem Frotteehandtuch und legt sie in einen passenden hochwandigen Karton. Darauf setzt man den Igel und deckt ihn mit einem weiteren Handtuch ab.
  4. Baden Sie Igel nicht! Lassen Sie Flöhe und Zecken vom Tierarzt entfernen.
  5. Suchen Sie den Tierarzt möglichst bald auf. Ihr Igel ist krank. Unterbringung und Ernährung im Haus allein heilen das Tier nicht!
  6. Richten Sie in einem Raum mit Zimmertemperatur nicht im Freien- einen Auslauf für den Igel her. Käfige, Obstkisten, Bade- oder Waschwannen sind keine igelgemäßen Unterkünfte.
  7. Geben Sie Ihrem Igel zur Erstversorgung entweder ein Schüsselchen mit Katzen- oder Hundedosenfutter oder braten sie ihm in der Pfanne ein Rührei mit etwas Öl und ohne Gewürze. Zu Trinken bekommt er Wasser, niemals Milch. Igel ernähren sich in der Natur von Eiweiß- und fettreichen Insekten. Sie sind keine Vegetarier, fressen also weder Obst noch Gemüse.
  8. Bei sehr schwachen Tieren können Sie zunächst versuchen, ihnen mittels einer Plastikspritze ohne Nadel etwas lauwarmen, ungesüßten Fenchel- oder Kamillentee einzuflößen, danach auch Breinahrung, z. B. Rindfleischzubereitung ab 4. Monat der Fa. Hipp/Babynahrung. Auf alle Fälle sollten Sie ein solches Tier dem Tierarzt oder einer Igelstation vorstellen.
  9. Igel sind keine Haustiere und kein Kinderspielzeug, sondern geschützte Wildtiere. Unterlassen Sie unbedingt Zähmungsversuche.

Unterbringung:

Igel sind Einzelgänger. Jeder Igel braucht also ein eigenes Gehege. Nur ganz junge Igel aus einem Wurf vertragen sich eine Zeit lang miteinander. Ein Igelgehege soll min. 2 qm groß und absolut ausbruchsicher sein. Die Höhe der Seitenwände muss 45-55 cm betragen. Am besten fertigt man das Gehege aus gut zu reinigenden, beschichteten Span- oder Hartfaserplatten an, und stattet des wegen der Wärmedämmung auch mit einem Boden aus. Diesen bedeckt man mit mehreren Lagen Zeitungspapier (nicht mit Sägemehl, Katzenstreu, Torf oder ähnlichem ), das man täglich (!) wechselt. Als Schlafhäuschen wählt man einen oben zuklappbaren Karton von ca. 30 cm Kantenlänge und versieht ihm mit einem Seitlichen Schlupfloch von ca. 10x 10 cm.

Ernährung:

Die erforderliche Nahrungsmenge ist von Igel zu Igel verschieden. Sie hängt vom Körpergewicht und vom Gesundheitszustand ab. Ein mittelgroßer Igel frisst etwa eine Menge, die in einen 150g Joghurtbecher passt. Maßstab für die Futtermenge ist die Gewichtszunahme. Anfangs wird der Igel täglich, später nur noch wöchentlich gewogen. Man legt ihn dazu auf den Rücken in die Waagschale und pustet ihn ein bisschen an, damit er ruhig hält. Wenn ein abgemagertes Tier Nachholbedarf hat, kann es täglich 10-20g zunehmen, später sollten es 7-10g pro Tag sein.

Pro Portion gibt man entweder einen Esslöffel Weizenkleie oder zwei Esslöffel Futterhaferflocken bzw. Igeltrockenfutter zum Fleisch, Ei oder Dosenfutter. Evtl. feuchtet man die Mischung mit etwas Wasser an. Igel sind Insektenfresser, doch in der Gefangenschaft soll man sie nicht mit Schnecken, Regenwürmern etc ernähren, weil diese Überträger von Innenparasiten sind Milch bewirkt wegen ihres Milchzuckers Durchfall in der Folge, Darmentzündungen und Infektionen, die für den Igel tödlich enden können Futter und Wasser reicht man in kippsicheren, flachen Glas oder Porzellannäpfen. Gefüttert wird in der Regel nur einmal täglich und zwar Abends läuft jedoch ein offensichtlich hungriger Igel auch tagsüber unruhig im Gehege herum, sollte man Ihm selbstverständlich Nahrung anbieten. Das gleiche gilt für geschwächte Tiere, die die notwendige Futtermenge oft nur in mehreren kleinen Portionen einnehmen. Futterreste müssen weggeworfen und die Näpfe täglich heiß gespült werden.

Grundnahrungsmittel für Igel:

Katzen- oder Hundedosenfutter, Eier (hartgekocht), Geflügelfleisch (gekocht) und Rinderhackfleisch (roh nur ganz frisch, besser kurz anbraten) Als darunter zu mischende Ballaststoffe ( zur guten Verdauung unerlässlich ) eignen sich: Weizenkleie, Futterhaferflocken oder Igeltrockenfutter.

Winterschlaf:

Grundsätzlich ist anzustreben, gesundgepflegte Igel bzw. aufgenommene Igeljunge noch im Herbst auszuwildern. Erreicht ein in menschlicher Pflege genommener Igel ein für den Winterschlaf ausreichendes Gewicht ( min 500 g) jedoch erst sehr kurz vor Wintereinbruch oder gar danach, muß man bis zum Frühjahr warten bevor man ihn in die Freiheit entlässt. Eine Unterbrechung des Winterschlafes kommt bei steigenden Temperaturen hin und wieder vor. Igel muss man täglich kontrollieren! Häuschen und Auslauf muss nach wie vor gereinigt werden.